Yang Fudong - New Women

Yang Fudong zeigt in seiner Arbeit in durchgängigem Schwarz-Weiß fünf unbekleidete, nur Make-up und Schmuck tragende Frauen in einem Studio-Interieur zwischen spärlichen Requisiten. Tonlos und in Gestalt von langen, vorwiegend statischen Einstellungen zeigen die Bilder kaum Bewegung. Die Frauen wandeln tänzerisch zwischen antizipierenden Säulen und Vasen, lehnen an Kommoden und Kaminsimsen, liegen anmutig auf Ottomanen und üppig ausstaffierten Betten, sitzen wirkungsvoll auf Holzstühlen und Deko-Elementen, berühren zärtlich Blütenzweige, Bücher oder auch mal den Rand eines Wasserbeckens. Das räumliche Ambiente schwankt zwischen antiker Ausgrabungsstätte, elegantem Salon und ätherischem Freudenhaus.

Yang Fudongs New Women ist eine Hommage an die Anfänge des chinesischen Kinos. In den Filmen der 1930er Jahre wurde ein Bild der Überschreitung inszeniert, als zweifellos international, aber auch als ein Ort der Widersprüche, an dem sich Kunst, Kultur und politische Freiheit mit Korruption, Brutalität und Dekadenz vermischten. Eine Verflechtung, deren kreative Energie, sexuelle Aufladung und politischer Nährboden für die Abkehr von der Stagnation der Kaiserzeit und die Hinwendung zu einer eigenständigen Moderne entscheidend waren.

Dem strukturell ambivalenten Geist einer Übergangszeit ausgesetzt, bewegen sich Yang Fudongs „neue Frauen" wie in einem Zwischenreich, zwischen der Bedeutungssuche in den Zeugnissen der Vergangenheit und einem selbstbestimmten Handeln. Mit dieser tastenden Aneignung könnten sie auch auf dem Weg in eine genuin chinesische Moderne sein – gleich welche konkrete Gestalt eine chinesische Gesellschaft, die sich einer nicht westlichen Moderne verschreibt, auch immer ausbilden mag.

Künstler

Yang Fudong

Kurator

Philipp Bollmann


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